Mehr Master für Berufstätige gefordert
06.01.2011. In Deutschland richtet sich erst jeder achte Masterstudiengang an Studierende mit Berufserfahrung. Der Anteil weiterbildender Masterstudiengänge am gesamten Masterangebot variiert: Weiterbildungshauptstadt ist Berlin mit einem Anteil von 21,4 Prozent, dicht gefolgt von Rheinland-Pfalz und Bayern. In Thüringen und Schleswig-Holstein sieht es dagegen mit circa drei Prozent mager aus.
Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, der die Zahlen für seinen Ländercheck erhoben hatte, sieht die Ergebnisse kritisch: Eine stärkere Berufsfeldorientierung sei noch nicht erreicht. Dabei sollte die Reform der Studiengänge mit ihrer Umstellung auf die Bachelor- und Masterabschlüsse die individuellen Bildungsbiografien flexibler machen. "Die Reform sollte es ermöglichen, mit dem Bachelorabschluss in den Beruf einzusteigen und nach einigen Jahren der Berufstätigkeit die eigenen Kenntnisse durch ein Masterstudium berufsbegleitend auszubauen", erklärt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes. Das Modell sei nicht nur bildungs- und arbeitsmarktpolitisch ideal, sondern böte auch für jeden Einzelnen optimale Entwicklungsmöglichkeiten.
Laut Stifterverband behindert die Unterscheidung zwischen "konsekutiven", "nicht-konsekutiven" und "weiterbildenden" Studiengängen und die damit verbunden Finanzierungsfragen den Ausbau von Studienangeboten für Berufstätige. Während ein direkt nach dem Bachelor-Abschluss begonnenes Master-Studium zum größten Teil aus Steuermitteln finanziert wird, gilt es nach ein paar Berufsjahren als individuelle Fortbildung, die der Studierende komplett selbst zahlen muss. Schlüter hält diese Benachteiligung des weiterbildenden Masters für willkürlich und fordert deshalb Abschaffung der entsprechenden Vorgaben. Stattdessen solle es für jeden Studenten ein ECTS-Konto von 300 Kreditpunkten geben, das er an jeder Hochschule und in jedem Lebensstadium einlösen kann.