Alternativen zum MBA
Möchten Sie lieber einen "Master of Science"? Oder einen "Master in Finance and Accounting"? Der MBA ist nicht mehr die einzige Alternative im Bereich der wirtschaftswissenschaftlichen, weiterbildenden Studiengänge. Konkurrenz bekommt der MBA künftig durch viele spezialisierte, weiterbildende Master-Programme. Dabei ist auf den ersten Blick die Verwirrung groß und dem "Nicht-Fachmann" ist oftmals nicht klar, was denn nun ein konsekutiver, nicht konsekutiver oder weiterbildender Master of Science oder Arts ist und wie er sich von einem MBA oder einem Master in … unterscheidet.
Weiterbildende Master-Programme, die einen direkten fachspezifischen Bezug bieten, können beispielsweise als "Master in Accounting and Finance" oder "Master in Banking and Finance, Communications, Engineering, Human Resources, Hospital Management, Marketing" bis hin zum "Water Management" firmieren. Die Unternehmen stehen dieser Entwicklung zunehmend positiv gegenüber, denn neben Generalisten werden auch viele Spezialisten benötigt.
Seit einigen Jahren gibt es auf internationaler Ebene immer mehr wissenschaftliche Master-Programme in General Management, die man schon unmittelbar nach dem ersten akademischen Abschluss aufnehmen kann. Während sich rund ein Drittel dieser oft auch MiM (Master in Management) genannten Programme allerdings nur an Kandidaten mit wirtschaftswissenschaftlichem Erststudium richten, stehen zwei Drittel auch Absolventen anderer Fachrichtungen offen.
Die Informationsplattform „Master in Management Compass“ bietet die Möglichkeit, gezielt nach diesen Programmen zu suchen. Von den insgesamt 274 MiM-Programmen in der dort geführten Datenbank setzen nur 84 ein Erststudium in BWL oder VWL voraus. Die übrigen 190 Programme richten sich entweder an eine erweiterte aber eingeschränkte Zielgruppe, zum Beispiel an Absolventen der Sozialwissenschaften, sprechen ausschließlich Absolventen nicht-wirtschaftswissenschaftlicher Fächer an oder sind ganz einfach offen für alle Fachrichtungen. Dies gilt sowohl für Vollzeit- als auch für Teilzeitprogramme.
Das Ergebnis dürfte für alle Absolventen nicht-wirtschaftswissenschaftlicher Fächer interessant sein, die – etwa direkt nach dem Bachelor – einen Management-Master anstreben und nicht erst die dreijährige Berufserfahrung für einen MBA wollen. Unter www.mim-compass.com können User kostenlos fast 300 Master in Management-Programme aus 30 Ländern durchsuchen. Verschiedene Suchfilter wie „Programmlänge“, „Land“, „Vollzeit- oder Teilzeitstudium“ oder „wirtschaftswissenschaftliches Erststudium vorausgesetzt“ helfen ihnen dabei, die Programme passend zu den eigenen Bedürfnissen einzugrenzen und so ihr Wunschprogramm zu finden.
Kritik am MBA
Die Debatte über Ethik und die Lehrpläne der Business Schools ist nicht neu und taucht regelmäßig in der Presse auf. Vor über 50 Jahren gaben die Ford Foundation (Howell/Gorden 1958) und die Carnegie Foundation (Pierson 1959) jeweils eine Studie über die Lage der Managementausbildung in den USA in Auftrag. Beide Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die Qualität der Lehre fürchterlich sei. Daher regten sie an, die Business Schools sollten Lehrpersonal einstellen, das aus traditionellen akademischen Fächern mit Schwerpunkt auf quantitativen Methoden stammt, etwa Statistik, Volkswirtschaftslehre und Unternehmensforschung. Die Schatten dieser Studien, deren Empfehlungen zum großen Teil umgesetzt wurden, hängen bis heute über den Business Schools. So gibt es deutlich mehr Lehrkräfte, die mit quantitativen Methoden und mathematischen Modellen arbeiten, als solche, die qualitative oder induktive Ansätze bevorzugen.
Ende der 80er-Jahre erschien in den USA und Großbritannien weitere Studien zum MBA (Porter/McKribben 1988). Fazit: Den Programmen mangelt es an Kreativität sie bilden Konformisten aus. Ungenügende Orientierung an der Unternehmenswelt, mangelnde internationale Aspekte und unzureichende EDV-Orientierung wurden als weitere Schwachpunkte hervorgehoben. Weitere notwendige Änderungen im Curriculum sehen die Autoren in Interdisziplinarität, Aufnahme überfachlicher Qualifikationen sowie in einer stärker funktionsübergreifenden Ausgestaltung des Unterrichts und in der Unterrichtung von Problemfindungs- und Problemlösungstechniken.
Seit 2008 hat erneut ein Professorenteam (Datar/Garvin/Cullen 2010), versucht zu ergründen, welche Schwerpunkte die MBA-Ausbildung der Zukunft setzen sollte. Im April 2010 sind nun die Ergebnisse als Buch erschienen: „Rethinking the MBA Business Education at a Crossroad“. Zentrale Aussage: Die MBA-Ausbildung sollte neben der Vermittlung analytischen Wissens, noch zwei weitere Komponenten stärken, die bisher aus Sicht der Autoren kaum im Mittelpunkt der (US) Lehre standen:
- Die Fähigkeiten nutzen, die die Studenten bereits zum Studium mitbringen.
- Den zukünftigen Studenten ein breiteres Verständnis vermitteln, welche Zwecke Unternehmen erfüllen und welche Rolle Führungskräfte in einem Unternehmen spielen.
Die Autoren empfehlen weiter mehr „echten“ Praxisbezug einzuführen. Optimal wäre es, wenn kleine Studentengruppen unter akademischer Anleitung Projekte in Firmen absolvieren.
Der scheidende Dekan der Harvard Business School Jay O. Light sieht deshalb vor allem im MBA-Curriculum Handlungsbedarf. „Wie können wir das Curriculum anpassen, um sicherzustellen, dass wir die Studenten auf die Herausforderungen für das Führungsverhalten in einer sich schnell verändernden, globalen Welt vorbereiten?“, so seine zentralen Frage in einem Interview (Heigert 2009). „Business Schools sind ein bisschen arrogant geworden. (…) Wir müssen uns weg von Business Schools hin zu „Schools for Business“ bewegen“, stellt De Meyer, Dekan der Judge Business School in Cambridge (UK), fest (Heigert 2009).
Kritisch wird angemerkt, dass ein Teil der Fehler in der Managementausbildung im kurzfristigen Shareholder-Value-Denken der letzten Jahrzehnte liegt, einem zentralen Unterrichtsthema vieler führender Business Schools. Zukünftig solle insbesondere die Stakeholder-Theorie in den Mittelpunkt treten, wonach Unternehmen auch auf ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft verpflichtet sind. Dass es zentrale Lücken in der bisherigen MBA-Ausbildung gibt, zeigt auch die Untersuchung von Peter Navarro aus dem Jahr 2008: http://images.businessweek.com/story/08/600/0421_mba_curriculum.jpg