Qualifikationserwartungen
Im Rahmen des Bologna-Prozesses wurden für die verschiedenen Bildungsstufen Anforderungen für den europäischen wie nationalen Qualifikationsrahmen erarbeitet. In ihnen sind die zentralen Qualifikationsziele definiert. Diese sind für die Master-Ebene (also auch für den MBA) als zwingend definiert. Den umfassendsten Katalog, der auch gezielt auf weiterbildende Master eingeht, hat dabei die Schweiz. Er kann aber auch problemlos für Deutschland und Österreich angewendet werden.
Nachdem Sie Ihr Studium abgeschlossen haben, sollten Sie in den folgend aufgeführten Bereichen über die genannten Qualifikationen verfügen:
„Wissen und Verstehen: Sie verfügen über Wissen und Verstehen auf Hochschulniveau in einem hoch spezialisierten, in einem vom grundständigen Studium abweichenden oder in einem multidisziplinär erweiterten Fachbereich sowie insbesondere von forschungsbezogenen Erkenntnismethoden. Ihr Wissen und Verstehen baut in der Regel auf den Kenntnissen eines ersten, bereits abgeschlossenen Hochschulstudiums und der eigenen Berufserfahrung auf. Je nach Profil des Programms reflektiert, aktualisiert und vertieft es diese Kenntnisse, ergänzt sie durch Kenntnisse in einem neuen Fachbereich oder erweitert sie multidisziplinär.
Innovation und Problemlösung: Sie sind in der Lage, hoch spezialisiertes Wissen aus einem Fachgebiet respektive interdisziplinäres Wissen aus verschiedenen Fachgebieten zu integrieren, auf der Basis unvollständiger oder begrenzter Informationen innovative Problemlösungen auf hohem Komplexitätsniveau zu entwickeln, diese in ihren Tätigkeitsfeldern reflektiert und adäquat umzusetzen und ihre Resultate zu evaluieren.
Beurteilen und Entscheiden: Sie sind fähig, komplexe, hoch spezialisierte respektive interdisziplinäre Sachverhalte in neuen und unvertrauten Zusammenhängen zu analysieren, zu beurteilen und theoretisch fundiert zu begründen. Sie sind in der Lage, anspruchsvolle, nachhaltige und ethisch verantwortbare Entscheide zu fällen und Führungsaufgaben bei der Analyse, Systematisierung und Lösung komplexer spezialisierter respektive inter- disziplinärer Probleme zu übernehmen.
Kommunikation: Sie sind fähig, komplexe Sachverhalte, Beurteilungen und Lösungsansätze sowie das Wissen und die Prinzipien, die ihnen zugrunde liegen, in der Wissenschaft und in der beruflichen Praxis gegenüber allen Anspruchsgruppen klar und eindeutig zu kommunizieren, auf andere Argumente einzugehen und über Lösungsmöglichkeiten zu verhandeln.
Wissensmanagement und Kompetenzentwicklung: Sie finden sich in der Systematik, der Akteurslandschaft, den Entwicklungen und Datenquellen ihrer Wissensgebiete und der entsprechenden Berufspraxis zurecht und können sich selbstständig mit dem für sie relevanten neuen Wissen auseinandersetzen, dieses bewerten und integrieren. Sie sind sich dabei der Grenzen ihres Wissens, Verstehens und Handelns bewusst und setzen sich aktiv mit den Veränderungsprozessen und Anforderungen der Zukunft auseinander. Sie können ihre Lernziele selber definieren und ihre Kompetenzen wissenschaftlich und praxisbezogen selbstständig weiterentwickeln sowie Gelerntes in andere Kontexte übertragen.
Berufliche Identität: Sie sind in der Lage, ihr berufliches und gesellschaftliches Handeln in seinen inneren und äußeren Zusammenhängen zu verstehen, sind mit den relevanten Kulturen in ihren Praxisfeldern vertraut und haben für Beruf und Funktion eine professionelle Haltung und Identität entwickelt, die es ihnen erlauben, ihre Aufgaben engagiert und verantwortungsbewusst anzugehen.“
Im Nationalen Qualifikationsrahmen (DQR) wird beschrieben welche Qualifikationen und Kompetenzen ein Master neben "inputorientierten" Angaben (Dauer der Ausbildung in Jahren) vermitteln muss (www.deutscherqualifikationsrahmen.de).
Ausgangspunkt ist die Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rats zur Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR), der am 23. April 2008 in Kraft trat. Dieser soll bis 2010 in allen Ländern der EU mit Hilfe nationaler Regelungen umgesetzt sein. Er bildet als Referenzrahmen für lebenslanges Lernen die Leistungen der jeweiligen nationalen Bildungssysteme auf europäischer Ebene in acht Niveaustufen ab. Damit dient er dazu, Lernergebnisse aus allen Bildungsbereichen international verständlicher und vergleichbar zu machen. In dieser Funktion als Übersetzungsinstrument zwischen den Bildungs- und Qualifikationsssystemen der Mitgliedstaaten trägt er dazu bei, dass Arbeitnehmer und Lernende ihre Qualifikationen auch über die eigenen Ländergrenzen hinweg nutzen können.
Damit die Ergebnisse des deutschen Bildungssystems EU-weit Anerkennung finden, müssen sie dem EQR angemessen zugeordnet werden können. Dazu ist es notwendig, die nationalen Bildungsleistungen über einen Deutschen Qualifikationsrahmen zu definieren. "Educated in Germany" kann so noch mehr zu einem Markenzeichen im europäischen Bildungsraum werden.
Vertiefende Inhalte in der Buchausgabe
- Weiterbildung und die Unternehmen
- Outcome - Karriere, Netzwerk
- Outcome - Finanzen